Rechte Skinheads
Die Skinheadszene entstand Ende der 1960er-Jahre in den Arbeiter*innenvierteln Großbritanniens. Weiße Jugendliche begeisterten sich für Ska- und Reggae-Musik und orientierten sich am Modestil von Schwarzen Jugendlichen. Sie provozierten mit ihren kurzgeschorenen oder abrasierten Haaren und ihrer Kleidung (Bomberjacke, Jeans, Hosenträger und Springerstiefel), die ihre proletarische Herkunft betonen sollte. Als sich die Skinhead-Bewegung in den 1980er-Jahren in Deutschland verbreitete, gab es darin ganz unterschiedliche politische Strömungen, von antirassistisch bis extrem rechts. Rechte Skinheads hörten Oi-Punk und Rechtsrock und waren Fußballfans. Neben einem extrem rechten Weltbild teilten sie auch eine hohe Bereitschaft zu Gewalt.
In Hamburg bildeten sich rechte Skinhead- und Schlägergruppen wie die Savage Army, die Lohbrügge Army oder die HSV-Hooligan-Gruppe „Die Löwen“. Es waren rechte Hamburger Skinheads, die Ramazan Avcı, Mehmet Kaymakçı und Adrian Maleika töteten. Neonazis wie Michael Kühnen versorgten die rechten Skinheads mit extrem rechter Propaganda und versuchten, unter ihnen neue Mitglieder für ihre Organisationen zu rekrutieren. Mit gemeinsamen Aktionen wie Angriffen auf die Häuser der von Linksautonomen besetzten Hafenstraße nach Fußballspielen versuchten Neonazis gezielt, die Gewaltbereitschaft von Skinheads für ihre politischen Ziele zu nutzen. In den 1990er-Jahren gründeten rechte Skinheads und Neonazis die Kameradschaft Bramfelder Sturm, aus der die Gruppe Hamburger Sturm hervorging.
In den 1980er- und 1990er-Jahren prägte die Gewalt rechter Skinheads insbesondere in Bergedorf, Bramfeld und Harburg das Straßenbild. Vor allem nach Fußballspielen wurden bestimmte Gebiete von ihnen belagert. Übergriffe erfolgten auf der Straße, in der Bahn, in Kneipen, in Jugendzentren oder auf Stadtfesten. Als Reaktion auf die zunehmende rassistische Gewalt organisierten sich migrantische Jugendliche zum Selbstschutz in Straßengangs.