Rechte Gewalt in Hamburg

Insassen des britischen Internierungslagers Neuengamme bilden ein geheimes Komitee, das „Kameraden“ bei bevorstehenden Kriegsverbrecherprozessen oder Auslieferungen zur Flucht verhilft.

Ein nationalistisches Flugblatt mit der Aufschrift „Achtung! Deutsche Frauen und Mädchen bewahrt Eure Ehre und Euer Deutschtum. Geht nicht mit Ausländern und nicht mit englischen Soldaten“ wird an einem Bretterzaun vorgefunden.

Eine Frau trägt in der Straßenbahn zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg einen Hakenkreuz-Anstecker an ihrem Mantel. Der Schaffner und einige Fahrgäste, darunter ein Überlebender der Konzentrationslager, fordern sie auf, das Hakenkreuz zu entfernen. Sie weigert sich und wird von mehreren Fahrgästen verteidigt. Der Schaffner verweist die Frau daraufhin der Bahn.

Das Finanzamt Hamburg-Barmbek stellt noch immer Einkommensteuerquittungen aus, auf deren Vordruck ein Hakenkreuz abgebildet ist.

Die Polizei vereitelt ein Bombenattentat auf die erste Delegiertenkonferenz des Komitees ehemaliger politischer Gefangener im Hamburger Gewerbehaus, der heutigen Handwerkskammer.

Leser*innenbriefe machen in der „Hamburger Volkszeitung“ darauf aufmerksam, dass noch immer nationalsozialistische Anordnungen auf Formularen und Aushängen zu finden seien. So werde etwa noch in mehreren öffentlichen Telefonzellen darauf hingewiesen, dass es Jüdinnen und Juden verboten sei, diese zu benutzen.

Nazis singen vor dem israelitischen Krankenhaus in Hamburg-St. Pauli den Nationalsozialismus verherrlichende Lieder. Als ein Passant dies kritisiert, werden er und seine Mutter unter dem Ruf „Schlagt die Antifaschisten tot!“ von umstehenden Nazis verprügelt. Die anwesende Polizei schreitet nicht ein.

Jubelnde Anhänger tragen „Jud Süß“-Regisseur Veit Harlan nach seinem Freispruch aus dem Hamburger Schwurgericht. Nach einer Anzeige der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wertete das Gericht Harlans antisemitischen Propagandafilm nicht als „Beihilfe zur Verfolgung“. Der Vorsitzende Richter Walter Tyrolf hatte im Nationalsozialismus als Staatsanwalt beim Hanseatischen Sondergericht zahlreiche Todesurteile beantragt.

Ehemalige hochrangige NSDAP-Funktionäre gründen unter dem Vorsitz des ehemaligen Hamburger Gauleiters Karl Kaufmann eine „Bruderschaft“ mit knapp 200 Mitgliedern. Sie planen, Schlüsselpositionen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens mit verdeckt arbeitenden Nationalsozialisten zu besetzen.

Während des Bürgerschaft-Wahlkampfes kommt es zu einem gewaltsamen Übergriff: Rund 40 Angehörigen der Deutschen Partei überfallen zwei Personen, die SPD-Wahlplakate aufhängen. Die Betroffenen kommen schwer verletzt ins Krankenhaus.

Unbekannte überkleben das Straßenschild des Rathausmarktes mit der Bezeichnung „Adolf-Hitler-Platz“. So hieß der Rathausmarkt von 1933 bis 1945.

Im Winterhuder Fährhaus findet eine Veranstaltung der SRP mit ihrem Mitbegründer Otto Ernst Remer, einem ehemaligen Generalmajor der Wehrmacht, statt. Diese wird durch Proteste von Mitgliedern der SPD, KPD und Gewerkschaften gestört und endet im Tumult. Extrem rechte Parteien und Verbände nutzen das Winterhuder Fährhaus bis in die 1960er-Jahren immer wieder als Veranstaltungsort.

In der Zeitschrift „Stern“ (Nr. 26, 1950) ist in einem Kreuzworträtsel ein Hakenkreuz abgebildet.

Die bundesweit erste Gruppe der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) wird in Hamburg gegründet.

Gründung des Hamburger Landesverbands der offen nationalsozialistisch ausgerichteten Sozialistischen Reichspartei (SRP)

Eine Veranstaltung der Deutschen Partei mit dem Titel „280.000 deutsche Soldaten starben durch Landesverrat der ,Roten Kapelle‘“ wird verboten. Als „Rote Kapelle“ wurden im NS-Regime verschiedene Widerstandsgruppen bezeichnet, die angeblich mit dem sowjetischen Nachrichtendienst in Verbindung standen.

Der Landesbeauftragte der Alliierten Hohen Kommission verbietet die „Deutsche Reichszeitung“ der SRP und lässt den Hamburger Verlag schließen.

Verbot und Auflösung der nationalsozialistisch ausgerichteten Sozialistischen Reichspartei (SRP) durch das Bundesverfassungsgericht

Der Hamburger Landesverband des antikommunistischen Bunds Deutscher Jugend (BDJ) und sein paramilitärischer Technischer Dienst (TD) werden verboten. Im Rahmen der Aufdeckung einer bewaffneten Geheimorganisation des BDJ in Hessen war auch in Hamburg ermittelt worden.

Es findet eine gemeinsame Maifeier der extrem rechten Deutschen Gemeinschaft, der Deutschen Reichspartei und des Deutschen Blocks statt. Viele ihrer Mitglieder hatten der 1952 verbotenen SRP angehört.

In einer an alle Bundestagsabgeordneten verschickten Broschüre macht der Hamburger Holzhändler Friedrich Nieland das „Internationale Judentum“ für die Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden verantwortlich. Der anschließende Skandal führte 1960 mit zur Einführung des Straftatbestands „Volksverhetzung“.

Ungefähr 600 Personen besuchen eine Veranstaltung der extrem rechten Kleinpartei Deutsch-Soziale Union, die von Otto Strasser geführt wird.

Angehörige des extrem rechten Deutschen Blocks verteilen anlässlich einer SPD-Veranstaltung vor dem Winterhuder Fährhaus Flugblätter, in denen die Widerstandskämpfer des 20. Juli verunglimpft werden.

Ein Mann hält in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek antisemitische Reden. Anschließend zeigt er auf der Straße mehreren Personen den „Hitlergruß“.

Der 39-jährige Kraftfahrer Georg L. macht in einer Gaststätte in Hamburg-Stellingen antisemitische Bemerkungen. Anschließend singt er ein nazistisches Lied.

Das Wohnhaus der Hamburgerin Ilse Wolff in St. Pauli wird mit dem Schriftzug „Juden raus!“ beschmiert.

Ein junger Israeli stößt in der Vermittlungskartei des Studentenwerks auf ein Zimmerangebot in Hamburg-Alsterdorf, worin steht, dass „nur an rein arische Studenten“ vermietet werde.

Über 1000 Menschen beteiligen sich am Schweigemarsch für die Opfer des Nationalsozialismus anlässlich des 16. Jahrestages der Befreiung auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Dazu hatte die Vereinigte Arbeitsgemeinschaft der Naziverfolgten Hamburg aufgerufen.

Auf der Jahreshauptversammlung des Deutschen Tierschutzbundes ruft ein Teilnehmer während eines Vortrages über das Schächten im Judentum: „Sollen sie doch dahin gehen, wo sie hergekommen sind.“ Daraufhin applaudiert fast die Hälfte der Anwesenden.

Peter Robert Hofstätter, Professor für Psychologie an der Universität Hamburg, erklärt in einem Artikel der Wochenzeitung „Die Zeit“, die Verfolgung der Juden sei kein Mord im juristischen Sinne gewesen.

Gründung des Hamburger Landesverbands der NPD

200 junge Leute – überwiegend Schüler*innen – besetzen im Gymnasium Blankenese einen Saal, in dem eine NPD-Veranstaltung stattfinden soll.

In den Monaten vor der Bundestagswahl finden in Hamburg jede Woche NPD-Versammlungen in Lokalen, Schulen und an der Universität statt. Aus Protest gegen die NPD-Wahlkampfveranstaltung am Mädchengymnasium Allee werden dort Flugblätter verteilt und die Parolen „Wir wollen keine Faschistenschule“ und „NPD? – Nein!“ an den Eingang gesprüht.

In einer Diskussionsveranstaltung des Aktionszentrums Unabhängiger Sozialistischer Schüler werden Schüler*innen-Proteste gegen den Politik- und Geschichtslehrer Ingo Viechelmann unterstützt. Der Lehrer an der Volks- und Realschule Am Brink in Bergedorf hatte sich im Unterricht positiv über Hitler geäußert und gesagt, die Polizei solle mit Handgranaten gegen die außerparlamentarische Opposition vorgehen. Die Schüler*innen fordern die Entlassung Viechelmanns aus dem Schuldienst.

Sprengstoffanschlag der Odal-Gruppe auf die Hamburger Landesredaktion der Wochenzeitung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) „Unsere Zeit“

Versuchte Brandstiftung auf das „Kunsthaus Hamburg“, in dem die Ausstellung „Linke Straßenkunst“ des jüdischen Künstlers Arie Goral gezeigt wird, durch die rechtsterroristische Odal-Gruppe. Arie Goral erhält zudem Drohanrufe von den Rechtsterroristen.

Das Verwaltungsgebäude der Jüdischen Gemeinde sowie die Synagoge werden mit antisemitischen Parolen und Morddrohungen beschmiert.

Brandanschlag auf das Büro des DKP-Kreisverbands Harburg

Die Familie eines ehemaligen Bürgerschaftsabgeordneten der KPD wird belästigt, indem in ihrem Namen Drohbriefe verschickt und Bestellungen aufgegeben werden. Zudem erscheinen Sargträger zur Abholung einer vermeintlichen Leiche an der Haustür.

Der Bauingenieur Neşet Danış stirbt im Hamburger Krankenhaus Heidberg. Bei einem Überfall am 5. Mai 1974 in Norderstedt auf den Türkischen Arbeitnehmerverein war er von türkischen Rechten aus dem Umfeld der Grauen Wölfe lebensgefährlich verletzt worden.

Auf einer Diskussionsveranstaltung von NPD und JN im Gymnasium Willhöden mit ca. 60 Teilnehmenden werden drei Ordner, bewaffnet u.a. mit einer Eisenstange und einer Peitsche, festgenommen. Der Marxistische Schülerbund hatte zuvor auf einem Flugblatt zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen. Die Schulleitung hatte die Schüler*innen indessen bewusst nicht darüber informiert, um Proteste zu verhindern.

Der Vorsitzende der NSDAP/AO Gerhard „Gary“ Lauck aus den USA kam auf Einladung des ­Holocaustleugners und ehemaligen SS-Sonder­führers Thies Christophersen nach Hamburg. In seiner Rede forderte Lauck zur ­Neugründung der NSDAP auf. Dazu seien „alle taktischen Vorteile des Untergrundkampfes“ zu nutzen.

Die NPD trifft sich zur Reichsgründungsfeier. Diese Veranstaltung führt die NPD regelmäßig zum Jahrestags der Gründung des Deutschen Kaiserreichs von 1871 durch.

Die NPD mobilisiert zum „Kongreß der nationalen Kräfte“, um eine „Internationale der Patrioten“ zu gründen. 800 bis 1000 Personen aus verschiedenen Ländern nehmen teil. Es gibt breiten Gegenprotest. Bereits am 4. August demonstrieren 2000 Antifaschist*innen gegen die Veranstaltung. Am Tag selbst werden Infostände der NPD in verschiedenen Stadtteilen gestört und es wird unter dem Motto „Nazis raus aus Hamburg“ gegen den Kongress protestiert. Die Polizei geht mit Gewalt gegen die Gegendemonstrant*innen vor.

Das Büro der Bürgerinitiative „Umweltschutz Unterelbe“ wird mit Steinen beworfen und die Hausfassade wird mit „Haut ab!“, „KPD verrecke“ und der Wolfsangel beschmiert.

Bei einem Überfall auf das Kreiszentrum der DKP Harburg werden die Scheiben eingeschlagen. Zwischen März und Juni finden diverse Überfälle auf Hamburger DKP-Büros statt. Mehrfach trifft es das Büro in Harburg. Oft hinterlassen die Täter Hakenkreuzschmierereien oder Propagandamaterial. Die Angriffe werden der Hansa-Bande zugerechnet.

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof werden Gräber geschändet. Zwischen April und August 1977 werden mehr als 450 meist jüdische Gräber auf sechs Hamburger Friedhöfen verwüstet und Grabsteine mit Hakenkreuzen und nationalsozialistischen Parolen beschmiert. Die Taten werden der Hansa-Bande zugeordnet.

Die Hansa-Bande um Michael Kühnen tritt erstmals in Erscheinung. Die später als Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS) auftretende Organisation zählt zeitweilig zu den aktivsten und militantesten Neonazi-Gruppen in der BRD. Diverse Anschläge auf DKP-Büros und Friedhofsschändungen sind ihr zuzurechnen.

Der an Leukämie erkrankte Seemann Prayong Rungjang aus Thailand wird bei einem Landgang in Hamburg von mutmaßlichen Neonazis zusammengeschlagen und schwer verletzt. Er stirbt im September 1977.

Eine Veranstaltung der DVU mit dem ehemaligen Wehrmachtsoffizier Hans-Ulrich Rudel im Curio-Haus wird kurzfristig abgesagt, nachdem Antifaschist*innen das Gebäude besetzten. Über 300 Neonazis weichen nach Hamburg-Osdorf aus und greifen dort protestierende Antifaschist*innen an. Mehrere Verletzte müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Die Außenwand der ­Synagoge an der Hohen Weide wird mit den Parolen „Juda verrecke“ und ­ „In Auschwitz macht die ­Arbeit frei“ beschmiert.

Mitglieder der Hansa-Bande versuchen eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sollen Nazi-Verbrecher begnadigt werden?“ in der Markthalle zu stören und besprühen das Gebäude mit der Parole „Klarsfeld in die Gaskammer“. Der Holocaust-Überlebende Serge Klarsfeld und seine Ehefrau Beate Klarsfeld waren für ihr Engagement bei der Aufklärung und Verfolgung von NS-Verbrechen bekannt.

Im Frühjahr 1977 nehmen Schmierereien von Hakenkreuzen und antisemitischen Parolen in Hamburg stark zu. Am 1. September verhaftet die Polizei Michael Kühnen und Lutz Wegener auf frischer Tat. Bei der Durchsuchung der Räume des Vereins in der Eiffestraße findet die Polizei ­NS-Schriftgut und Stichwaffen.

Ein Verkäufer der linken Zeitung „Arbeiterkampf“ (heute: „Analyse und Kritik“) wird überfallen.

Lothar Schulte und Lutz Wegener von der rechtsterroristischen Kühnen-Schulte-Wegener-Gruppe überfallen die Bismarck-Kaserne in Wentorf, misshandeln einen Unteroffizier und stehlen ihm ein Schnellfeuergewehr.

Der Neonazi Michael Kühnen gründet die Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS). Auf der Gründungsversammlung spricht auch der bis heute aktive Neonazi Christian Worch.

Lothar Schulte und Lutz Wegener der rechtsterroristischen Kühnen-Schulte-Wegener-Gruppe brechen in ein Bundeswehrdepot ein und stehlen zwei Kisten mit Munition und Zündschnüren.

Bei einem Banküberfall erbeuten Uwe Rohwer, Lothar Schulte und Lutz Wegener der rechtsterroristischen Kühnen-Schulte-Wegener-Gruppe 66.000 DM.

Veranstaltung der Holocaustleugner Thies Christophersen und Erwin Schönborn und der späteren Rechtsterroristen Karl Heinz Hoffmann und Manfred Roeder zum Thema „Warum Wehrsport“. Auch die Hansa-Bande nimmt teil. Antifaschist*innen blockieren den Veranstaltungsort und erschweren die Anreise der Rechten. Die Polizei schleust die Teilnehmer jedoch durch die Blockaden.

Verhaftung der Kühnen-Schulte-Wegener-Gruppe: Im Februar und März werden Manfred Börm, Klaus Dieter Puls, Uwe Rohwer, Lothar Schulte und Lutz Wegener festgenommen, Michael Kühnen Anfang August. Ab Mai 1979 stehen sie u.a. wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im sogenannten Bückeburger Prozess vor Gericht.

Unter dem Motto „Nazis raus aus Hamburg“ verhindern 1300 Antifaschist*innen eine für 1000 Personen angemeldete Kundgebung der NPD. Während Hunderte Antifaschist*innen durch die Innenstadt zum Versammlungsort der Nazis ziehen, zeigen weitere vor Ort Präsenz. Die Rechten ziehen sich daraufhin zurück, die verbliebenen elf NPD-Organisatoren müssen ihre Kundgebung abbrechen.

Mit Eselsmasken und mit Pappschildern „Ich Esel glaube noch, daß in deutschen KZs Juden ­‚vergast‘ wurden!“ ziehen die Neonazis durch den Hamburger Hauptbahnhof. Die Aktion sollte der ANS bundesweite Aufmerksamkeit verschaffen. Bei ­Aufmärschen verwendet die extreme Rechte seitdem immer wieder Eselsmasken.

Das Stadtteilbüro der DKP in Billstedt wird mit Hakenkreuzen beschmiert.

In Hamburg-Billstedt wird das DKP-Mitglied Heike Riedel von zwei Neonazis überfallen und durch Messerstiche verletzt. Zuvor war sie mit Drohbriefen und Hakenkreuz- schmierereien an ihrem Haus terrorisiert worden.

Ein Mann bedroht eine jüdische Gemeindeschwester mit einer Pistole. Sie bleibt körperlich unverletzt.

Neonazis der rechtsterroristischen Deutschen Aktionsgruppen verüben einen Bombenanschlag auf die Janusz-Korczak-Schule, zwei Passant*innen werden verletzt. Kurz zuvor war dort eine Gedenkstätte eingerichtet worden, die an die Ermordung von 20 jüdischen Kindern, ihren Betreuern und 24 sowjetischen KZ-Häftlingen im April 1945 erinnerte.

Auf einem Schild wird reisenden Sinti*ze und Rom*nja der Zutritt zum Campingplatz Kronsaalsweg verboten. Die Rom und Cinti Union e.V. weist in ihrem Lagebericht 1982 darauf hin, dass auch zahlreiche Hamburger Diskotheken und Lokale eine antiziganistische Einlasspolitik betreiben.

Brandanschlag der Deutschen Aktionsgruppen auf eine Unterkunft für Geflüchtete. Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân sterben an ihren Verletzungen.

Mitglieder der Wehrsportgruppe Dems aus Blankenese werden festgenommen, als sie auf dem Truppenübungsplatz Höltigbaum paramilitärische Übungen durchführen. Im Kofferraum des Leiters werden ein Gewehr und Munition gefunden.

ANS-Mitglied Friedhelm Enk ersticht seinen schwulen Kameraden Johannes Bügner. Gemeinsam mit weiteren Neonazis hatte er ihn aus dem Nazi- und Schwulen-Treff CanCan in St. Georg gelockt, in eine Feldmark bei Stemwarde gefahren und dort getötet.

Nach einem HSV-Spiel überfallen etwa 60 rechte Skinheads mehrere Punker*innen. Bei dem Angriff sollen auch Mitglieder des Fanclubs „Die Löwen“ beteiligt gewesen sein.

Mitglieder der Savage Army verletzen fünf Menschen im Kino „Klick“ schwer. Das Kino wird zum umkämpften Ort. Linke Gruppen und Jugendliche schließen sich zusammen, um die Neonazis aus dem Viertel zu verdrängen.

Mitglieder der Savage Army erscheinen regelmäßig im Haus der Jugend. Sie greifen migrantische und linke Besucher*innen und Pädagog*innen an, grölen extrem rechte Parolen und beschmieren Wände und Toiletten.

Die DVU veranstaltet eine Reichsgründungsfeier mit dem Holocaustleugner David Irving. Die Savage Army übernimmt den Saalschutz.

Ein Mitarbeiter der U-Bahn fordert Mitglieder der Savage Army auf, verklebte extrem rechte Propaganda wieder zu entfernen, und wird daraufhin zusammengeschlagen

Durch einen Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Hamburg-Lohbrügge werden zwei türkische Familien obdachlos.

Mitglieder des Hamburger Fanclubs „Die Löwen“ und rechter Jugendgangs überfallen das Haus der Jugend und greifen die dortige migrantisch geprägte Jugendgang an.

Mehrere Lehrkräfte und Ärzt*innen erhalten rassistische und misogyne Morddrohungen.

Flugblattverteiler*innen der Hamburger Liste für Ausländerstopp greifen den querschnittsgelähmten Journalisten Matthew M. mit Reizgas an, nachdem er ihre Propaganda als „Nazischweinkram“ bezeichnet hat. Danach erhält er Drohanrufe und seine Wohnungstür wird mit „Ausländer raus“ und einem Hakenkreuz beschmiert.

Die Dichterin und Aktivistin Semra Ertan verbrennt sich als letztes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung selbst. Zwei Tage später stirbt sie im Krankenhaus.

Der 26-jährige Tevfik Gürel stirbt im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen, drei Tage nachdem Rassisten ihn unter „Ausländer-Raus“-Rufen vor einer Norderstedter Diskothek zusammengeschlagen haben.

In Hamburg-Kirchdorf-Süd spricht ein Mann die 17-jährige Nuran Y. an: „Bist du Türkin?“ Als sie bejaht, sticht er ihr ein Messer in die Brust. Sie überlebt.

Der 16-jährige Fußballfan Adrian Maleika aus Bremen stirbt nach einem Angriff durch HSV-Hooligans an seinen Verletzungen. Bei dem Angriff sind Mitglieder des Fanclubs „Die Löwen“ beteiligt.

Die Wiking-Jugend verteilt vor einer Kirchdorfer Schule, in Altona und auf einem Abenteuerspielplatz in Osdorf Flugblätter, mit denen Kinder und Jugendliche zu einem „Gauwochenende“ eingeladen werden. Eine Lehrerin bringt dies zur Anzeige und wird danach telefonisch bedroht. Am gleichen Tag ziehen Mitglieder der Wiking-Jugend bewaffnet durch Kirchdorf-Süd und rufen rassistische Parolen.

Rechte Skinheads randalieren im Freizeitzentrum „Gewerbehof“ und verkleben extrem rechte Propaganda. Das Freizeitzentrum wird aufgelöst.

Etwa 60 bewaffnete rechte Skinheads überfallen das Haus der Jugend, schlagen die Scheiben ein und schießen Leuchtmunition in die Räume. Sie verlangen die Auslieferung der migrantisch geprägten Jugendbande Champs.

Ein Mann bedroht eine DKP-Vorsitzende mit einer Pistole. Sie bleibt körperlich unverletzt.

Antifaschist*innen vertreiben Neonazis aus der Kneipe Wienerwald, die seit Längerem u. a. der ANS als regelmäßiger Treffpunkt dient. Sie verteilen Info-Flyer unter den Anwohner*innen und es entsteht die Idee eines antifaschistischen Arbeitskreises im Stadtteil.

Nachdem Neonazis das Haus der Jugend in St. Georg bedroht haben, schützen türkische, kurdische und deutsche Antifaschist*innen gemeinsam mit Jugendgangs den Ort.

20 schwarz-uniformierte Neonazis marschieren im Stechschritt durch die Blankeneser Bahnhofsstraße und verteilen ANS-Flugblätter am Bahnhof.

Auf einen türkischen Laden wird ein Brandanschlag verübt. Die Tat wird der Hamburger Liste für Ausländerstopp zugerechnet.

Der in der Türkei politisch verfolgte Cemal Kemal Altun nimmt sich aus Verzweiflung über eine mögliche Abschiebung in Berlin das Leben. In Gedenken an ihn und als Kritik an der Asylpraxis benennen Aktivist*innen einen Platz in Hamburg-Altona nach ihm. Der Name etabliert sich schnell. Auf Druck der Initiative Kemal-Altun-Platz stellt der Bezirk 2012 entsprechende Straßenschilder auf.

Die Neonazis Thomas Wulff und Karsten R. schlagen am Mönckebergbrunnen einen 24-jährigen Punk zusammen.

Es findet eine Veranstaltung des deutsch-türkischen Freundschaftskreises und der Antifa-Gruppe Bergedorf zu neonazistischen Entwicklungen und rechten Rekrutierungsversuchen in den Jugendzentren statt.

Ein Brandsatz wird auf das Büro der GAL in Hamburg-Bergedorf geworfen, in dem eine Frauengruppe tagt. Die Frauen können sich durch die Flammen ins Freie retten.

Der Landesparteitag der NPD wird von Gegenprotest begleitet.

Mitglieder des neonazistischen Deutschen Frauenbunds verteilen verbotene Flugblätter. Als Antifaschist*innen dies verhindern wollen, schießt ein Neonazi einem von ihnen mit einer Gaspistole ins Gesicht. Anstatt der Rechten nimmt die Polizei daraufhin die Antifaschist*innen fest.

In der Wohnung eines Neonazis wird ein Waffenlager entdeckt.

Die Wiking-Jugend verteilt Einladungen zu wöchentlichen Heimabenden in Jenfeld.

Zwei rechte Skinheads sprechen die 23-jährige Shirin an und fragen, ob sie Ausländerin sei. Als sie bejaht, schlagen die Rechten sie und entkommen unerkannt.

Mehmet Kaymakçı wird in Hamburg-Langenhorn von Skinheads mit einer Betonplatte erschlagen.

Die Scheiben des GAL-Büros werden eingeworfen. Im Vorfeld war das Gebäude mit extrem rechter Propaganda beschmiert worden.

15 rechte Skinheads zerren Ergil Ö. aus einem Bus und schlagen ihn zusammen. Einer der Täter ist Uwe B., der einen Monat später an dem Mord an Ramazan Avcı beteiligt ist. Der Busfahrer gibt im nachfolgenden Prozess an, nichts bemerkt zu haben.

Ramazan Avcı wird in ­Hamburg-Eilbek von ­Skinheads aus Hamburg-­Bergedorf geschlagen und getreten. Er ­stirbt drei Tage später an seinen Verletzungen.

Wenige Stunden nach der Trauerfeier für Ramazan Avcı schmieren rechte Skinheads rassistische Parolen an die S-Bahn-Station und greifen zwei Ghanaer an. Einer von ihnen, Bortey K., wird schwer verletzt. Ein Täter wird wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt, ein weiterer freigesprochen.

Rund 15.000 Menschen protestieren gegen rassistischen Terror – eine der ersten großen antirassistischen Demonstrationen in der Bundesrepublik. Der Tod Ramazan Avcıs führte 1986 zur Bildung des überparteilichen „Bündnisses türkischer Einwanderer“. Es trug 1995 maßgeblich zur Gründung der „Türkischen Gemeinde in Deutschland“ in Hamburg bei.

Nach einem HSV-Spiel attackieren Neonazis den 20-jährigen Mustafa A. mit einem Messer. Er bricht schwer verletzt zusammen, überlebt den Angriff aber. Als der Vater des Betroffenen am Folgetag Anzeige erstatten will, vertröstet ihn die Polizei mit Hinweis auf Zeitmangel auf den nächsten Tag.

Aus Verzweiflung über die drohende Abschiebung nach Ghana stürzt sich der 36-jährige Gabriel D. aus dem Fenster der Ausländerbehörde. Er überlebt schwer verletzt. In Solidarität mit Gabriel D. demonstrieren 250 Menschen vor der Ausländerbehörde für ein uneingeschränktes Recht auf Asyl und die Abschaffung des Ausländergesetzes.

Nach einer Versammlung der FAP in Großensee ziehen FAP- und NPD-Mitglieder durch Wandsbek, greifen Migrant*innen an und verteilen rassistische Propaganda.

Neonazis der HLA und FAP verwüsten einen Kinderladen sowie den Kulturladen Brakula und hinterlassen Aufkleber.

Es wird ein Anschlag mit sechs Brandsätzen auf einen Wohnwagen und ein Zelt einer Roma*nja-Familie verübt. Bei einem der Täter werden Flugblätter der HLA gefunden.

60 Neonazis der FAP ziehen rassistische und antisemitische Parolen skandierend durch St. Pauli und versuchen vergebens, die Hafenstraße anzugreifen. Bei einer Polizeikontrolle wird ein umfangreiches Waffenarsenal gefunden.

Neonazis überfallen den AIDS-Aktivist Helmut Zander und versuchen unter Anwendung von Gewalt, die Herausgabe von Namen und Adressen von HIV-infizierten Menschen zu erpressen.

Am Jahrestag der Reichspogromnacht werden bei einem Einbruch in das Büro der Rom und Cinti Union e.V. Akten und Mitgliederlisten entwendet. Die Täter hinterlassen ein Hakenkreuz an der Wand.

Bewaffnete und teils angereiste Neonazis versuchen, die Veranstaltung Rock gegen Rechts zu stören. 70 von ihnen werden verhaftet, jedoch im Laufe des Abends wieder entlassen.

Als eine 23-jährige Schwarze Frau gerade mit einer Journalistin zu alltäglichem Rassismus arbeitet, wird sie von einem Mann angegriffen und rassistisch beschimpft. Zu Hilfe kommende Passant*innen werden ebenfalls verletzt, können den Angreifer jedoch festhalten.

Wiederholt kommt es zu extrem rechten Schmierereien auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Rechte Skinheads überfallen das Jugendzentrum Unser Haus. Sie zerstören die Fensterscheiben, verletzten drei Besucher*innen und werfen einen von ihnen vor ein sich näherndes Auto.

Der Zeitungsbote Rudi M. stirbt in Hamburg-Eimsbüttel nach einem Messerangriff. Der Skinhead Christian M. tötete ihn wegen eines angeblichen homosexuellen Annäherungsversuchs.

Neonazis treffen sich zu Wehrsportübungen.

Nach dem EM-Halbfinale greifen etwa 250 Neonazis und Hooligans die besetzten Häuser in der Hafenstraße an. Der Angriff war im Vorfeld geplant und im Stadion dafür mobilisiert worden. Die Hafenstraßen-Bewohner*innen sind jedoch vorbereitet und verteidigen sich erfolgreich. Später ziehen die Rechten randalierend über den Kiez.

Ein Bahnmitarbeiter begrüßt drei Kontrolleure des HVV mit den Worten „Heil Hitler“ und dem „Hitlergruß“. Als der Auszubildende Mustafa G. die drei darauf anspricht, verfolgen sie ihn in die Bahn, beleidigen ihn rassistisch und schlagen ihn. Das Volkshaus der Türkei e.V. sowie das Bündnis türkischer Einwanderer fordern den Senat angesichts der alltäglichen rassistischen Diskriminierung und Gewalt zum Handeln auf.

Mehrere Neonazis versammeln sich, um eine türkische Feier zu stören. Sie werden jedoch vertrieben.

Migrantische Jugendliche verhindern einen Neonazi-Angriff auf das Lichtwarkhaus.

Rechte Skinheads zerren die 56-jährige Fatma T., Aktivistin des Deutsch-Türkischen Arbeitskreises, aus ihrem Wagen, misshandeln sie und werfen sie vor ein vorbeifahrendes Auto, das noch ausweichen kann. Die Polizei rät der Betroffenen von einer Anzeige ab. Der Arbeitskreis ruft anlässlich der Tat und des erstarkenden Rassismus für den 12. November zu einer Demonstration auf.

Am Wochenende 14./15. April versuchen mit Knüppeln, Gaspistolen und Brandsätzen bewaffnete rechte Skinheads mehrfach, das selbstverwaltete Jugendzentrum zu überfallen. Etwa 100 anwesende Antifaschist*innen verteidigen sich erfolgreich, bis die Polizei eintrifft. Die Rechten schlagen später in der Fußgängerzone einen Mann zusammen. 3000 Menschen demonstrieren daraufhin am 19. April gegen den neonazistischen Terror.

Migrantische und weiße Jugendliche aus Billstedt und Horn organisieren gemeinsam mit antifaschistischen Gruppen eine Demonstration gegen die neonazistischen Feiern anlässlich Hitlers 100. Geburtstag einen Tag später, die dabei erwartete rechte Gewalt sowie die Rekrutierungsversuche von Neonazis im Viertel.

Anlässlich Adolf Hitlers 100. Geburtstag planen Neonazis große Feierlichkeiten. Viele Migrant*innen schicken ihre Kinder aus Sorge vor rassistischen Übergriffen nicht zur Schule und schließen ihre Läden. Migrantisch geprägte Jugendgangs und Antifaschist*innen organisieren Gegenveranstaltungen sowie Informations- und Schutzstrukturen. Es wird ein Infotelefon eingerichtet, auf der Veddel nehmen 1500 Menschen an einer antifaschistischen Demonstration teil. Neonazis versammeln sich in größeren Gruppen an verschiedenen Orten der Stadt, die erwarteten Gewalttätigkeiten bleiben aus.

Aufgrund der anhaltenden rechten Gewalt im Raum Bergedorf mobilisieren die Jugendzentren Unser Haus und Korachstraße für die Demonstration „Antifaschistischer Volksauflauf“.

Antifaschist*innen eines Mobilen Antifa-Kommandos überfallen die Neonazis Christian und Ursula Worch zu Hause und entwenden etwa 50 Aktenordner mit Dokumenten über neonazistische Organisationen, u. a. über die Nationale Liste, die FAP und den Index. Die Unterlagen stellen sie antifaschistischen Zusammenhängen zur Verfügung.

Rechte Skinheads bedrohen zwei jugendliche Punker*innen mit einer Gaspistole. Ein im Viertel bekannter 20-jähriger Neonazi verletzt die 15-jährige Sandra lebensgefährlich durch einen Tritt ins Gesicht.

Am Abend versuchen rund 40 teils bewaffnete rechte Skinheads ein Punkkonzert zu stürmen. Nachdem sie von der Polizei daran gehindert werden, demolieren sie mehrere Autos und schlagen eine 18-Jährige brutal zusammen, sodass sie mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird.

Mit den Rufen „Rotfront verrecke“ und „Judensau“ steigen vier rechte Skinheads aus einem Auto und überfallen zwei Passant*innen. Eine Person kann sich in einen Hauseingang retten, die zweite Person wird zusammengeschlagen. Sie erleidet eine Gehirnerschütterung und zahlreiche Platzwunden.

Rechte Skinheads verprügeln einen Passanten mit Baseballschlägern und beschießen ihn mit Leuchtraketen. Bei der späteren Hausdurchsuchung der Wohnung eines bekannten Neonazis trifft die Polizei die Täter an und findet rechtes Propagandamaterial.

Der Gedenkstein für die Opfer des KZ-Außenlagers Neugraben wird beschädigt und mit einem Hakenkreuz beschmiert.

Vor einem Billardcafé, das als Neonazi-Treffpunkt gilt, bedrohen sechs Hooligans einen Antifaschisten, reißen ihm einen Aufnäher mit der Aufschrift „Gegen Nazis“ von der Kleidung und verfolgen ihn bis zu der Wohnung eines Freundes, in die er flüchtet.

Zwei rechte Skinheads überfallen und berauben einen Passanten und bedrohen einen Autofahrer mit einem Messer. Der Fahrer stirbt nach dem Angriff an einem Herzanfall.

Während einer Diskussion mit rechten Jugendlichen wird ein Antifaschist von einem Skinhead mit einer Schusswaffe und den Worten „Jetzt mach ich dich kalt“ bedroht.

Rechte Skinheads verwüsten die Wohnung einer türkischen Familie in Hamburg-Winterhude.

Der britische Holocaustleugner David Irving hält einen Vortrag, in dem er den Holocaust als „Legende“ bezeichnet und fordert, Deutschland solle sich Teile Polens aneignen. Fast 200 Personen nehmen an der im Geheimen organisierten Veranstaltung teil.

Rund um den Rahlstedter Bahnhof bringen Unbekannte eine Vielzahl von Aufklebern der FAP mit Parolen gegen Geflüchtete, Homosexuelle und Linke an.

Nach dem WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft findet eine große Siegesfeier auf der Reeperbahn statt. Aus der Masse heraus versuchen 300 Neonazis und Hooligans, die besetzten Häuser in der Hafenstraße anzugreifen.

In der Nacht zum „Tag der Deutschen Einheit“ versuchen 200 bis 300 Neonazis, besetzte Häuser in der Hafenstraße anzugreifen. Die Polizei verhindert den Überfall. Daraufhin attackieren die Rechten migrantische Jugendliche auf der Reeperbahn.

Es finden antifaschistische Demonstrationen gegen die zunehmende rechte Gewalt auf St. Pauli statt. Anlass sind regelmäßige Treffen von Neonazis, Skinheads und Hooligans auf dem Hans-Albers-Platz am Wochenende. Diese sind Ausgangspunkt für Angriffe auf Migrant*innen und Linke. In den Hamburger Medien wird dies als Streit zwischen rivalisierenden Jugendbanden verharmlost.

Neonazis schlagen einen Antifaschisten zusammen. Als dieser Anzeige erstattet, greifen sie sein Haus mit Molotowcocktails an. Als Reaktion auf die ausufernde rechte Gewalt in Rahlstedt, insbesondere im Bereich des Bahnhofs und der Fußgängerzone, organisieren Antifaschist*innen am 13. April eine Demonstration.

Acht rechte Skinheads überfallen eine Unterkunft, in der Aussiedler*innen leben. Sie werfen Steine auf die Wohncontainer, bedrohen Kinder, bespucken eine Frau und rufen Neonazi-Parolen.

Zwei betrunkene Brüder schießen auf ein Heim für Asylsuchende in ­Hamburg-Langenhorn.

Neonazis und rechte Skinheads greifen auf dem Diskoschiff „Kogge“ in Hamburg-Bergedorf gezielt „Türken“ . Dabei fügen sie dem 22-jährigen Ercan K. lebensgefährliche Verletzungen zu. Jürgen Rieger vertritt einen der Täter von Gericht.

Ein junger türkischer Mann wird von 25 rechten Skinheads gejagt. Als er in eine Gaststätte flüchtet, zertrümmern die Skinheads die Scheiben mit Baseballschlägern. Sie schießen mit Gaspistolen, werfen einen Brandsatz und randalieren im Bahnhof. Ein Handarbeitsgeschäft gerät in Brand.

Eine Gruppe Rechter skandiert neonazistische Parolen. Als ein Mann dies kritisiert, schlagen sie ihn zusammen.

Ein 25- und ein 28-Jähriger verüben einen Brandanschlag auf eine Unterkunft für 800 Geflüchtete.

In den Wochen nach dem rassistischen Pogrom in Hoyerswerda rufen in zahlreichen Städten migrantische, antifaschistische, zivilgesellschaftliche und kirchliche Gruppen zu Demonstrationen „Gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus“ auf. In Hamburg, wo die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit ausgerichtet werden, ziehen 5000 Menschen unter dem Motto „Hurra Deutschland – nein danke!“ von der Ausländerbehörde in die Innenstadt. Für Geflüchtete fordern sie ein „Bleiberecht für alle“.

Unbekannte beschmieren die Schule mit antisemitischen Parolen. In der Schule arbeitet eine Initiative gegen Rechts.

Unbekannte zünden ein portugiesisches Lokal an und schmieren Hakenkreuze und rechte Parolen an die Wand.

Die Inschrift eines Gedenksteins für Häftlinge des KZ Wittmoor in Hamburg-Lemsahl wird zerstört.

Zwei Männern zerstören die Stromanschlüsse an zwei Wohnschiffen, die als Unterkünfte für Geflüchtete dienen.

Unbekannte werfen brennende Pappe in den Keller des Gemeindehauses. Dort lebt eine afrikanische Familie. Sie bleibt unverletzt.

Die rechte Partei „Die Republikaner“ verbreiten die Parole „Das Boot ist voll!“. Doch auch Medien der bürgerlichen Mitte erzeugen den Eindruck, die Bundesrepublik werde von Asylsuchenden „überflutet“.

Eine Unterkunft für Geflüchtete in der Pension „Derby“ wird überfallen. Geflüchtete werden verletzt und ausgeraubt.

Eine Unterkunft für Geflüchtete wird in Brand gesetzt. Die Feuerwehr rettet 37 Menschen. 13 erleiden eine Rauchvergiftung.

Neonazis greifen einen Antifaschisten mit Pfefferspray an und verprügeln ihn so schwer, dass er im Krankenhaus behandelt werden muss.

Unbekannte zünden im Flur einer Unterkunft für Geflüchtete zwei Kinderwagen an. Eine Frau erleidet schwere Brandverletzungen, drei Männer Rauchvergiftungen.

Die Neonazis Stefan S. und Stephan K. schlagen Kapitän Gustav Schneeclaus zusammen, nachdem dieser Hitler als „größten Verbrecher“ bezeichnet hat. Fünf Tage später stirbt Schneeclaus an den schweren Verletzungen. Die Täter werden zu sechs und acht Jahren Haft verurteilt. Stefan S. ist nach seiner Entlassung weiter in der norddeutschen Neonaziszene aktiv; Stephan K. verübt 2017 einen Bombenanschlag auf den S-Bahnhof Veddel in Hamburg.

Etwa 1000 Menschen demonstrieren in einem breiten Bündnis aus Antifaschist*innen, Autonomen, Friedensaktivist*innen und Jusos gegen Faschismus.

Während einer Versammlung der FAP schlägt ein 16-jähriges FAP-Mitglied einen afrikanischen Geflüchteten auf der Straße vor dem Veranstaltungsraum zusammen.

Mehrfach werfen Unbekannte die Fensterscheiben des neu eröffneten sozialpädagogischen Projekts „Aizan“ für migrantische Mädchen und junge Frauen ein. Viele Nachbar*innen zeigen sich nach den Taten betroffen und erklären sich solidarisch mit dem Projekt.

Ein 16-jähriger Antifaschist wird von rechten Skinheads angegriffen und muss im Krankenhaus behandelt werden. Am selben Tag schlagen Neonazis in Rahlstedt einen 18-Jährigen zusammen und werfen bei einem alternativen Kinderladen die Scheiben ein. Dagegen protestieren eine Woche später 250 Teilnehmende auf einer antifaschistischen Demonstration.

Auf das italienische Lokal „Al Dente“ wird ein Brandanschlag verübt. Die Täter sprühen „Ausländer raus“ und Hakenkreuze an die Hauswand. Die Polizei geht nicht von einem politischen Hintergrund aus.

Rechte Skinheads greifen nach einem Stadtteilfest Jugendliche an und liefern sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ein Passant wird durch einen Messerstich verletzt.

Ein 46-jähriger Mann verschickt Faxe an mehrere SPD- und GAL-Bezirksfraktionen sowie an die Jüdische Gemeinde mit einem Hitler-Porträt und antisemitischen Todesdrohungen.

Unbekannte verüben einen Brandanschlag auf eine Geflüchteten-Unterkunft, die sich noch im Bau befindet.

Fünf Unbekannte werfen Brandsätze gegen eine geplante Unterkunft für Geflüchtete.

Unbekannte werfen eine funktionsfähige Übungshandgranate der Bundeswehr durch eine Fensterscheibe in eine Unterkunft für Geflüchtete. In dem Zimmer befindet sich ein 13-jähriger Junge. Er bleibt laut Polizeiangaben unverletzt.

10.000 Trauergäste nehmen Abschied von der 10-jährigen Yeliz Arslan, der 14-jährigen Ayşe Yılmaz und ihrer Großmutter Bahide Arslan. Die Trauerrede hält Bundes­arbeitsminister Norbert Blüm. Anschließend zieht eine ­Demonstration zum Hamburger Rathaus. ­Türkische Läden bleiben geschlossen, Streikende drücken ­Anteilnahme und Empörung aus.

Über 300.000 Menschen beteiligen nach den Brandanschlägen in Mölln an einer Lichterkette um die Alster. Aufgerufen haben Medien, Prominente und zahlreiche Organisationen wie der DGB, die Ärztekammer, die Feuerwehr, die Handels- und Handwerkskammer. Geflüchteten-Organisationen, Flüchtlingsrat, das antirassistische Telefon und Amnesty International kritisieren jedoch, dass Medien und Politiker*innen, die sich zuvor an rassistischen Kampagnen zur Asylrechtsverschärfung beteiligt hätten und damit eine Mitverantwortung für die Brandanschläge trügen, nun Kerzen anzündeten.

Ein 53-jähriger Vermessungsgehilfe beleidigt eine deutsch-ghanaische Nachbarsfamilie rassistisch, die mit ihren zwei kleinen Kindern und Freund*innen vor dem Haus Fußball spielt. Er bedroht diese: Sie sollten verschwinden, sonst hole er seine Pistole. Das Gericht erkennt das politische Tatmotiv und verurteilt den Nachbarn wegen Volksverhetzung, Nötigung und Beleidigung zu 6000 DM.

Henry Fiebig schießt aus seiner Wohnung in der Juliusstraße im Hamburger Schanzen­viertel mit Leuchtspurmunition in eine antifaschistische Demonstration. Nach Erkenntnissen des Bundeskriminal­amtes ist der Hamburger Neonazi Henry Fiebig einer der beiden Autoren der unter ­Pseudonym verfassten Broschüre „Eine Bewegung in Waffen“. Darin wird zu Geiselnahmen, Brandstiftungen und Banküberfällen aufgerufen, der „Werwolf der Zukunft“ sei ein „Feierabend- und Wochenendterrorist“.

Im Rahmen der Ausstellung „‚… wenn alles in Scherben fällt‘. Hamburgs Weg in den Feuersturm“, die im Museum für Hamburgische Geschichte gezeigt wird, beschmieren Unbekannte Räume und das Gästebuch mit neonazistischen Parolen und Hakenkreuzen. Mitarbeitende des Museums erhalten extrem rechte und antisemitische Drohbriefe.

Drei Männer beleidigen einen Mann rassistisch, bedrohen ihn mit einem Messer und demolieren sein Auto.

Die antifaschistischen Aktivist*innen Gerhard L. und Waltraud L. werden monatelang per Post und Telefon antisemitisch bedroht. Ihre Daten wurden in der neonazistischen Anti-Antifa-Broschüre „Index“ veröffentlicht. Nach Morddrohungen erhält das Paar Polizeischutz und der städtische Vermieter sagt zu, kugelsichere Scheiben einzubauen.

Nach einem TV-Beitrag im Offenen Kanal über den Hamburger Aufstand und die Gedenkstätte Ernst Thälmann erhält der schwerbehinderte Antifaschist Jürgen B. wochenlang neonazistische Drohanrufe und Morddrohungen.

Am 7. Dezember 1993 ersticht Wilfried Sch. in einem Zug Bakary Singateh. Er habe sich durch den angetrunkenen Asylsuchenden ­gestört gefühlt. Sch. hat sich zuvor an seinem Arbeitsplatz in der Hamburger ­Umweltbehörde wiederholt rassistisch geäußert. Das Gericht erkennt kein rassistisches Motiv und verhängt zwei Jahre Haft auf Bewährung wegen Totschlags.

Drei Neonazis verprügeln einen 15-jährigen türkischen Jungen brutal, drohen seiner Familie und singen Nazi-Lieder.

Zwei Betrunkene schlagen nachts auf Dialle D. ein, der eine Mütze mit der Aufschrift „Gib Nazis keine Chance“ trägt. Als er am nächsten Tag Anzeige erstattet, erfährt er, dass die Täter Polizeibeamte sind. Sein Pass wird auf der Wache einbehalten. 12 Wochen später erhält er eine Aufforderung zur Ausreise.

Gegen das „Nationale Infotelefon“ aus dem Umfeld der FAP findet eine Demonstration statt. Das Infotelefon verbreitet über die Ansage ihres Anrufbeantworters extrem rechte Propaganda, Informationen über politische Gegner*innen und ruft zur Gewalt an Migrant*innen und Linken auf. Die Demo wird von vielen linken Gruppen wie dem Volkshaus, der Roten Flora, der VVN und der Hochschul-Antifa unterstützt.

Unbekannte zünden die Wohnbaracke von 31 Geflüchteten u.a. aus Ex-Jugoslawien und Moldawien an. Der 60-jährige Bewohner Mirkovic S. löscht das sich schnell ausbreitende Feuer mit einem Gartenschlauch und verhindert, dass es Tote und Verletzte gibt. In den Tagen davor wurden rechte Skinheads in der Nähe der Unterkunft gesehen.

40 Antifaschist*innen blockieren wiederholt Kioske, in denen rechte Zeitungen wie die „Junge Freiheit“ verkauft werden.

In der Nacht zünden drei Unbekannte eine Unterkunft für Geflüchtete an. Die Bewohner*innen können sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Das Kirchenschiff und die Kindertagesstätte der Simeonkirche werden verwüstet und wiederholt mit rechten Drohparolen gegen Pastor Wolfgang Jähn besprüht. Jähn engagiert sich für eine humane Unterbringung von Geflüchteten im Stadtteil.

Lehrer*innen der Jahnschule weigern sich, dem Neonazi Jan Z. das Abitur abzunehmen. Die Schulbehörde weist sie an, die Prüfung durchzuführen.

Unbekannte werfen nachts Molotowcocktails durch das Kirchenfenster und beschmieren die Außenwände der Kirche mit Hakenkreuzen und SS-Zeichen. Das Feuer erlischt von selbst.

Über 4000 Menschen beteiligen sich an einer antifaschistischen Bündnisdemonstration gegen den Wahlkampf der NPD. Zwei Neonazis und Anti-Antifa-Aktivist*innen werden entdeckt, als sie versuchen, die Teilnehmenden zu fotografieren.

Der Wohnungslose Manfred Klein wird auf einem Spielplatz von drei jugendlichen Neonazi-Skinheads zusammengetreten und schwer verletzt. Zuvor hörten die drei lautstark Rechtsrock, bis die Polizei ihnen die Musikanlage wegnahm. Kurz vor Beginn des Prozesses gegen die Täter nimmt sich der Angegriffene im April 1999 das Leben. Trotz der extrem rechten Gesinnung der Täter bestehe laut Gericht keine politische Tatmotivation.

Ein Anwohner schießt 21 Mal mit einem Revolver von seinem Balkon in die Fenster der gegenüberliegenden Geflüchteten-Unterkunft. Nur durch Zufall wird niemand verletzt. Der Täter wird zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung wegen versuchten Totschlags verurteilt.

Die Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung bleibt verboten, nachdem das Hamburger Bündnis gegen Rassismus und Faschismus, die Gewerkschaften und die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano zum Protest gegen die Demonstration aufgerufen haben. 500 Neonazis aus den Freien Kameradschaften und von Blood & Honour demonstrieren stattdessen in Ludwigslust.

500 Neonazis demonstrieren unter Polizeischutz gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“. Dabei rufen sie Parolen wie „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“. Gegenproteste von antifaschistischen und gewerkschaftlichen Gruppen wurden zuvor verboten.

Es findet eine gemeinsame Demonstration des „Nationalen und Sozialen Aktionsbündnisses Norddeutschland“ und der NPD gegen einen Bauwagenplatz statt. „Freie Kameradschaften“ wie der „Hamburger Sturm“ mobilisieren im Vorfeld.

Neonazis des „Hamburger Sturm“ versuchen vergeblich, eine Veranstaltung des DGB über „Neonazis in Bergedorf“ zu stören.