Mehmet Kaymakçı
Mehmet Kaymakçı kam 1980 mit seinem Onkel aus der Türkei nach Hamburg. Der 24-Jährige hoffte, sich als Maurer eine neue Existenz aufbauen zu können. Er fand Arbeit im Tiefbau und heiratete eine Deutsche. Dann verlor er durch eine chronische Erkrankung seinen Arbeitsplatz. An einem Abend im Juli 1985 geriet er in einer Gaststätte in Hamburg-Langenhorn mit drei Skinheads in Streit. Um „den Türken fertigzumachen“, folgten ihm die drei auf seinem Heimweg. In der Straße Hohe Liedt schlugen und traten sie auf ihn ein, bis er bewusstlos war. Dann schleiften sie ihn zum Kiwittsmoorpark und erschlugen ihn mit einem Betonklotz. Am frühen Morgen des 24. Juli 1985 entdeckte ein Passant den Toten. Mehmet Kaymakçı wurde nur 29 Jahre alt.
Mehmet Kaymakçı wurde am 10. Oktober 1956 in der türkischen Stadt Haymana südlich von Ankara geboren. Er wuchs in einer Bauernfamilie mit fünf Brüdern und zwei Schwestern auf. Geld und Arbeit waren knapp. Bevor er nach Hamburg kam, verkaufte Mehmet Kaymakçı Obst und Gemüse auf dem Markt und arbeitete auf Baustellen.
Mehmet Kaymakçıs Neffe Yener Kaymakçı beschrieb ihn als liebevollen Onkel:
„Ich war 6 Jahre alt, als mein Onkel ermordet wurde. Immer wenn er während seines kurzen Lebens nach Haymana kam, brachte er mir Pralinen, Bonbons und Spielzeug mit. An einem Tag im Sommer redeten die Familienmitglieder wieder darüber, dass Onkel Mehmet kommt. Ich war außer mir vor Freude. Statt meines Onkels, der mir Leben und Freude schenkte, kam ein schwarzer Sarg aus Hamburg nach Haymana.“
Zitat aus: Rede anlässlich der Einweihung des Gedenksteins für Mehmet Kaymakçı im Kiwittsmoorpark am 23. Juli 2021
Nach seinem Tod wurde Mehmet Kaymakçı in der Türkei bestattet. Die drei Täter erhielten Jugendstrafen von 7 bzw. 8 Jahren. In Hamburg gab es 35 Jahre lang keine öffentliche Erinnerung an Mehmet Kaymakçı. 2019 beschlossen alle Fraktionen der Bezirksversammlung Hamburg-Nord gemeinsam die Errichtung eines Gedenkzeichens für ihn. 2021 wurde der Gedenkstein in Anwesenheit seiner Hinterbliebenen eingeweiht. Im Jahr zuvor hatten Angehörige anderer Todesopfer rechter Gewalt wie Faruk Arslan und Gülüstan Avcı sowie der „Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı“ erstmals zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung eingeladen.
Auf der Gedenkveranstaltung 2023 erklärte Yener Kaymakçı, wie wichtig öffentliche Erinnerungsorte für Betroffene rechter Gewalt sind:
„Wie sehr wir auch diesen niederträchtigen rassistischen Mord auf das Schärfste verurteilen, spendet uns die Errichtung eines Denkmals am Tatort der Ermordung meines Onkels Trost und erfüllt uns zugleich mit bitterer Freude. Bereits nur das bloße Wissen von dem Vorhandensein eines Denkmals für ihn bedeutet für uns etwas Trost.“
Zitat aus: Redebeitrag von Yener Kaymakçı zum Gedenken an Mehmet Kaymakçı, 2023
Eine Website von Aktivist*innen erinnert an Mehmet Kaymakçı. Sie erzählt von seinem Leben, dem rassistischen Angriff sowie dem Gedenken.