Deutsche Aktionsgruppen
Die Deutschen Aktionsgruppen waren eine 1980 gegründete rechtsterroristische Gruppe um den Neonazi und Juristen Manfred Roeder.
Die ersten beiden Anschläge der Terrorzelle richteten sich gegen eine Ausstellung über das KZ Auschwitz in Esslingen. Es folgte der Anschlag auf die Gedenkstätte im Keller der Janusz-Korczak-Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort. Die SS hatte dort 1945 Häftlinge des KZ Neuengamme ermordet. Zwei Passantinnen erlitten bei der Explosion leichte Verletzungen.

In der Nacht zum 22. August 1980 griffen Sibylle Vorderbrügge und Raymund Hörnle, Mitglieder der Terrorzelle „Deutsche Aktionsgruppen“, mit Brandsätzen eine Unterkunft für Geflüchtete in der Halskestraße in Hamburg-Billbrook an. Ein Zimmer, in dem zwei junge Männer aus Vietnam schliefen, geriet in Brand. Der 22-jährige Nguyễn Ngọc Châu verstarb am nächsten Morgen an seinen schweren Brandverletzungen, der 18-jährige Đỗ Anh Lân neun Tage später.
Es war der siebte Anschlag der „Deutschen Aktionsgruppen“. Die Gruppe hatte ab Februar 1980 in Lörrach, in Leinfelden im Raum Stuttgart, in Hamburg und in Zirndorf bei Fürth mit Brand und Sprengsätzen Ausstellungen über NS-Verbrechen und vier Unterkünfte für Geflüchtete angegriffen.

Zwei Mitglieder der „Deutschen Aktionsgruppen“ lasen diese Meldung über die Verlegung von 29 Asylsuchenden nach Hamburg. Darin heißt es, die Stadt sei „derzeit schon mit 9000 Asylbewerbern überlastet“. Noch in derselben Nacht griffen die beiden das in dem Artikel genannte Wohnheim mit Brandsätzen an.
Die Täter*innen sprühten zuvor eine rassistische Parole an das Haus. Die gleiche Farbe nutzten sie bereits einige Tage davor bei einer anderen Aktion, bei der eine Zeugin ihr Autokennzeichen notiert hatte. Aufgrund dieses Hinweises wurden die Täter wenige Tage nach dem Anschlag festgenommen.
Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte 1982 die Mitglieder der „Deutschen Aktionsgruppen“ Sibylle Vorderbrügge und Raymund Hörnle zu lebenslanger Haft. Sie hatten den Anschlag auf das Wohnheim in der Halskestraße in Hamburg verübt, bei dem Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân gestorben waren. Manfred Roeder erhielt als „Rädelsführer“ 13 Jahre Haft, der Arzt Heinz Colditz 6 Jahre Haft.

Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Heinz Colditz aus Kirchheim unter Teck bei Stuttgart versteckte den untergetauchten Manfred Roeder. Ermutigt durch Roeder verübten Colditz und dessen ehemaliger Patient Raymund Hörnle die ersten Anschläge der „Deutschen Aktionsgruppen“.
Ermittlungsverfahren gegen weitere zehn Tatbeteiligte wurden an die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben. Das Landgericht Hamburg verurteilte 1983 Gabriele S., Tochter von Heinz Colditz, wegen des Bombenanschlags auf die Gedenkstätte am Bullenhuser Damm in Hamburg zu 4 Jahren Haft und ihren Ehemann Klaus-Peter S. zu 2 Jahren Haft auf Bewährung.