Hamburger Rechtsbeistand für die extreme Rechte
Jahrzehntelang leistete der Rechtsanwalt Jürgen Rieger aus Hamburg-Blankenese Alt- und Neonazis juristischen Beistand. Der Holocaustleugner war bis zu seinem Tod 2009 eine Schlüsselfigur der extremen Rechten. Mit Mitteln aus Erbschaften seiner Mandant*innen erwarb er Immobilien für Schulungszentren und Treffpunkte von Neonazis. Rieger war Funktionär zahlreicher neonazistischer Organisationen, darunter Vorsitzender der „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e. V.“, der zeitweilig auch der Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke angehörte. 2007 wurde Rieger Landesvorsitzender der Hamburger NPD, 2008 stellvertretender Bundesvorsitzender.

1996 bestätigte das Hamburger Landgericht ein Urteil wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole. Rieger war in einem Wehrmachtsfahrzeug mit angebrachten SS-Runen durch Reinbek bei Hamburg gefahren. Obwohl Rieger selbst mehrfach wegen Straftaten verurteilt wurde, behielt er seine Zulassung als Anwalt.

In dem maßgeblich von Rieger betriebenen Zentrum in Hetendorf fanden von 1979 bis 1998 politische Schulungen, Sonnenwendfeiern, Pfingstlager und Wehrsportübungen statt. Auch Beate Zschäpe, Terroristin des „Nationalsozialistischen Untergrunds“, besuchte dort 1997 eine Schulung. 1998 ließ das Land Niedersachsen das Zentrum schließen.

Das „Deutsche Rechtsbüro“ in Hamburg, ein Netzwerk von Jurist*innen der extremen Rechten, wurde von Jürgen Rieger 1992 mitbegründet. Es bietet Gleichgesinnten Rechtsbeistand und Schulungen an. Die Leitung übernahm Gisa Pahl, die mehrere Jahre in der Kanzlei Riegers arbeitete. 1997 nahm der NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt an einer ihrer Schulungen teil.