2000er-Jahre: Rechtspopulismus in der Regierung
Am 27. Juni 2001 wurde Süleyman Taşköprü durch die rechtsterroristische Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) in Hamburg ermordet. Die Polizei zog ein rassistisches Tatmotiv nicht in Betracht und der NSU blieb bis zu seiner Selbstenttarnung zehn Jahre später unentdeckt. Im Jahr der Ermordung hatte der Hamburger Verfassungsschutz erklärt, rechter Terrorismus stelle „gegenwärtig keine Bedrohung“ dar.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA konzentrierte sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf islamistischen Terror. Antimuslimischer Rassismus nahm stark zu. Hamburg wurde im Wahlkampf für die Bürgerschaftswahl 2001 zur „gefährlichsten Stadt“ Deutschlands erklärt. Die Forderung nach „Innerer Sicherheit“ war bestimmendes Wahlkampfthema und prägte auch die Tagespolitik. In diesem Klima erreichte die neue „Partei Rechtsstaatliche Offensive“ unter Ronald Schill bei den Bürgerschaftswahlen 2001 in Hamburg 19,4 Prozent der Stimmen. Durch eine Koalition mit der CDU und FDP erlangte erstmals eine rechtspopulistische Partei Regierungsverantwortung in Deutschland.
Im Jahr zuvor waren sowohl die Kameradschaft Hamburger Sturm als auch das Blood & Honour-Netzwerk verboten worden. Dennoch setzten Neonazis ihre Aktivitäten auch in Hamburg weiter fort. Es gab weiterhin Rechtsrockkonzerte, Demonstrationen und rechte Übergriffe. Thematisch setzte die extreme Rechte auf den Kampf um „geistigen Einfluss“ auf Geschichtsbilder, für die „Ehre der Wehrmacht“ und gegen den vorgeblichen „Bombenterror der Alliierten“. Die Hamburger NPD öffnete sich der militanten Neonaziszene, die in der Partei zunehmend Führungspositionen übernahm.