Der Nationalsozialistische Untergrund
Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) war eine rechtsterroristische Gruppe, deren Kern aus dem Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bestand. Zwischen 2001 und 2007 ermordeten sie neun Männer sowie eine Polizistin und verübten drei Bombenanschläge. Erst nachdem sich die beiden Männer am 4. November 2011 nach einem gescheiterten Banküberfall selbst töteten, verschickte Zschäpe ein Video, in dem sich die Gruppe zu den rassistischen Taten bekannte.
Anfang der 1990er-Jahre, als es in ganz Deutschland zu rassistischen Pogromen und Angriffen kam, hatten sich Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe der Neonaziszene in Jena angeschlossen. Sie unterstützten 1996 den Rechtsterroristen Manfred Roeder bei einem Prozess in Erfurt und führten erste Aktionen wie das Ablegen von Bombenattrappen durch. Als im Januar 1998 ihre Garagen von der Polizei durchsucht wurden, setzte sich das Trio ab. Von nun an unterstützte ein Netzwerk aus befreundeten Neonazis ihr Leben im Untergrund.

Bis zu seiner Selbstenttarnung 2011 tötete der NSU Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık und Halit Yozgat sowie die Polizistin Michèle Kiesewetter. Aus rassistischen Motiven verübte die Terrorgruppe Sprengstoffanschläge auf die Nürnberger Pilsbar „Sonnenschein“, ein Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse sowie ein Nagelbombenattentat auf Ladenlokale in der Kölner Keupstraße. Bei den Anschlägen wurden viele Menschen schwer verletzt und traumatisiert. An den Spätfolgen des Keupstraßen-Anschlags starb 2017 Atilla Özer.

Nicht nur der Vater des in Hamburg ermordeten Süleyman Taşköprü hat auf zwei „deutsch“ aussehende Männer hingewiesen, die er vor der Tat in der Nähe des Ladens beobachtet hatte. Auch an allen anderen Tatorten nannten Zeug*innen Neonazis als mögliche Täter*innen.

Trotz der Hinweise der Betroffenen ermittelte die Polizei gegen die Opfer und ihr Umfeld. Rassistische Begriffe wie „Dönermorde“ wurden über Medien weit verbreitet und stigmatisierten die Opfer.
Von 2013 bis 2018 dauerte der NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe und vier weitere Unterstützer des NSU, André Eminger, Holger Gerlach, Carsten Schultze und Ralf Wohlleben, vor dem Oberlandesgericht München. Für viele Überlebende und betroffene Familien des Terrors war der Prozess eine Enttäuschung, da viele Fragen zur Auswahl der Opfer, dem Unterstützungsnetzwerk oder der Rolle des Verfassungsschutzes unbeantwortet blieben.
Auch in Hamburg fordern Angehörige bis heute Aufklärung, warum der NSU in Hamburg aktiv wurde und warum die Mörder von Süleyman Taşköprü unentdeckt bleiben konnten.