Die Hansa-Bande und die Aktionsfront Nationaler Sozialisten
1977 verübte der neonazistische „Freizeitverein Hansa“ Hakenkreuzschmierereien und Friedhofsschändungen in Hamburg. Aus der sogenannten Hansa-Bande ging im November 1977 die Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS) hervor.
Die ANS umfasste rund 400 Personen in der ganzen Bundesrepublik und arbeitete eng mit der US-amerikanischen NSDAP/AO zusammen. Ihr Sprecher Michael Kühnen sicherte der ANS mit öffentlichen „Tabubrüchen“ die Aufmerksamkeit der Medien, etwa durch eine „Eselsmasken-Aktion“ zur Leugnung des Holocaust. Mitglieder der ANS waren an terroristischen Überfällen beteiligt. 1981 gab es in den Reihen der ANS einen Fememord. Dennoch wurde die ANS erst 1983 verboten. Es folgten mehrere Neugründungen unter verschiedenen Namen.
Mit Eselsmasken und mit Pappschildern „Ich Esel glaube noch, daß in deutschen KZs Juden ‚vergast‘ wurden!“ ziehen die Neonazis durch den Hamburger Hauptbahnhof. Die Aktion sollte der ANS bundesweite Aufmerksamkeit verschaffen. Bei Aufmärschen verwendet die extreme Rechte seitdem immer wieder Eselsmasken.
Michael Kühnen (1955–1991) war Leutnant und studierte an der Bundeswehr-Hochschule in Hamburg. 1977 wurde er wegen rechtsextremer Aktivitäten aus der Bundeswehr entlassen. Der mehrfach verurteilte Kühnen leitete die ANS und mehrere weitere Neonazi-Organisationen. Bis heute gilt er vielen Neonazis als Idol.
Die ANS setzte sich offen für eine Aufhebung des NSDAP-Verbots ein. Dennoch erhielt sie 1978 die Zulassung zur Wahl der Hamburgischen Bürgerschaft. Die ANS zog ihre Kandidatur jedoch wieder zurück.
Die ANS verwendete verbotene NS-Symbole wie den Hitlergruß und das Hakenkreuz in leicht abgewandelter Form. Ihr Logo zeigte das Hakenkreuz als weißes Negativ. Die Neonazi-Gruppe wurde durch ältere Mitglieder und Altnazis verstärkt und unterstützt.
Anfang der 1980er-Jahre rief das ANS-Mitglied Michael Frühauf zum Kampf gegen Homosexuelle und Verräter in den eigenen Reihen auf. Mit Friedhelm Enk und weiteren Komplizen entführte er seinen als homosexuell bekannten Mitstreiter Johannes Bügner, den Enk mit 22 Messerstichen tötete.