Bruderschaft und Naumann-Kreis
Unter Vorsitz von Ex-Gauleiter Karl Kaufmann gründeten ehemalige hochrangige NSDAP-Funktionäre am 22. Juli 1949 in Hamburg die Bruderschaft mit knapp zweihundert Mitgliedern. Sie plante, Schlüsselpositionen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens mit verdeckt arbeitenden Nationalsozialisten zu besetzen.
Die „Bruderschaft“ unterhielt enge Beziehungen zum Naumann-Kreis. Werner Naumann, 1944/45 Stellvertreter von NS-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, organisierte Anfang der 1950er-Jahre ein Netzwerk von Nationalsozialisten, um die FDP in Nordrhein-Westfalen zu unterwandern. Ziel war, die Macht in der Bundesrepublik zu übernehmen. Britische Ermittler verhafteten 1953 acht der Verschwörer, darunter vier aus Hamburg.
Aus Hamburg wurden verhaftet: Karl Kaufmann (o. l.), Dr. Gustav Scheel, ehemaliger Gauleiter von Salzburg (o. r.), Dr. Heinrich Haselmeyer, ehemaliger Führer des NS-Studentenbundes in Hamburg (u. l.), sowie Dr. Karl Scharping, ehemaliger Mitarbeiter des NS-Propagandaministeriums (nicht abgebildet).
„Ob man eine liberale Partei am Ende in eine NS-Kampfgruppe umwandeln oder mit einer föderalistischen Gemeinschaft großdeutsch handeln kann, möchte ich bezweifeln, wir müssen es aber auf einen Versuch ankommen lassen. Gäbe es keine FDP, müßte sie noch heute gegründet werden.“
Werner Naumann in einer Rede vor ehemaligen NS-Funktionären in Hamburg, 18. November 1952
Die Verhafteten wurden zur Verurteilung an die deutschen Behörden übergeben. Der Bundesgerichtshof stellte das Verfahren jedoch ein. Während Karl Kaufmann nach seiner Entlassung politisch nicht mehr in Erscheinung trat, kandidierte Naumann 1953 bei den Bundestagswahlen für die extrem rechte Deutsche Reichspartei (DRP).
„[Es ist] töricht, anzunehmen, dass der Nazismus unter keinen Umständen, auch nicht in anderer Form, im modernen Deutschland wiedererstehen könnte.“
Der britische Hohe Kommissar Sir Ivone Kirkpatrick in seinen 1959 veröffentlichten Memoiren