Umbenennung in Châu-und-Lân-Straße
Am 11. Mai 2024 wurde die Châu-und-Lân-Straße eingeweiht. Der neue Name des südöstlichen Teils der Halskestraße in Hamburg-Billbrook erinnert an die beiden ersten dokumentierten Opfer eines rassistischen Anschlags in der Bundesrepublik Deutschland. Đỗ Anh Lân und Nguyễn Ngọc Châu waren 1980 aus Vietnam geflüchtet und gemeinsam in einer Unterkunft für Geflüchtete in der Halskestraße untergebracht. In der Nacht zum 22. August 1980 warfen Mitglieder der Deutschen Aktionsgruppen einen Brandsatz in das Zimmer der Schlafenden. Bei diesem rechtsterroristischen Angriff verloren Đỗ Anh Lân und Nguyễn Ngọc Châu ihr Leben.
Der spätere Lehrer Nguyễn Ngọc Châu kam am 26. Juli 1958 in Saigon zur Welt, damals noch Hauptstadt Südvietnams. Nach seiner Rettung durch die „Cap Anamur“ aus dem Südchinesischen Meer kam er im April 1980 nach Hamburg. Er starb am 22. August 1980 wenige Stunden nach dem Brandanschlag an den schweren Verbrennungen.
Đỗ Anh Lân, geboren am 10. März 1962 in Saigon, gehörte zur chinesischen Minderheit. Seine Mutter betrieb einen Textilgroßhandel. Er floh aus Angst vor dem Militärdienst, wollte seine Familie nach Deutschland nachholen. Seine mit den Familienersparnissen ermöglichte Flucht dauerte zwei Jahre. Neun Tage nach dem Anschlag erlag er seinen schweren Brandverletzungen.
Zur Einweihung hatte die Initiative für ein Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân eingeladen. Sie setzt sich bereits seit 2014 für eine Umbenennung der Straße, ein würdiges Gedenken sowie den Kampf gegen Rassismus ein. Ihr war es besonders wichtig, dass mit der Umbenennung Châu und Lân stärker im Gedächtnis der Stadt verankert werden.
Vor knapp 100 Anwesenden eröffneten Đỗ Mui, die Mutter des ermordeten Đỗ Anh Lân und Ngũ Thời Trọng, Überlebender des Brandanschlags , die Feier. Ngũ Thời Trọng sagte in seiner Ansprache: „Ihr seid die ersten Vietnamesen, die eine Straße in Deutschland bekommen. Eine große Ehre für Euch und für uns. Jetzt bleibt ihr ewig lebendig und man kann Eure Namen nicht mehr wegwischen auch wenn es irgendjemand wollte. Wir werden Euch nie vergessen.“ Zu den weiteren Redner*innen gehörten der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer, und die SPD-Abgeordnete Irene Appiah, die die Umbenennung des Straßenabschnitts tatkräftig unterstützt hatten. An der Feier nahmen auch Überlebende anderer rassistischer Anschläge teil. Die Initiative dankte insbesondere Faruk und Ibrahim Arslan, die 1992 den Brandanschlag von Mölln überlebt hatten, für ihre Unterstützung und ihr inspirierendes jahrzehntelanges Engagement. Beide hoben die Bedeutung gemeinsamen Widerstands gegen rassistische Angriffe hervor. Weitere Grußworte kamen unter anderem vom Bruder von Oury Jalloh, der 2005 gefesselt auf einer angezündeten Matratze auf einer Polizeiwache in Dessau starb und von Kelly Laubinger, der Vorsitzenden der Sinti Union Schleswig-Holstein. Das neue Straßenschild wurde unter großem Applaus von Đỗ Mui, der Mutter von Đỗ Anh Lân, enthüllt.