Studierende nutzen Webseite für einen Stadtrundgang über Gedenken im öffentlichen Raum
Studierende des Studiengangs „Kultur, Digitalisierung, Metropole“ an der HafenCity Universität Hamburg haben im Rahmen eines Seminars einen Stadtrundgang zu Gedenken im öffentlichen Raum und über rassistische Missstände insbesondere im Hamburger Raum entwickelt und durchgeführt. Für ihre Recherchen haben sie auch die Webseite rechtegewalt-hamburg.de genutzt und sie sogar – mithilfe von QR-Codes – in ihre Führung eingebaut. Der von den Studierenden verfasste, untenstehende Bericht gibt einen Eindruck vom Stadtrundgang. Wir freuen uns sehr über das Engangement und die kreative Verbindung von Digitalem und Analogen. Vielen Dank!
Am 22.05.2025 veranstalteten wir (Solveigh Ohm, Emil Winter, Aaron Müller) einen Spaziergang zu Tatorten rechter Gewalt auf St. Pauli. Die Idee zu diesem Projekt entstand im Rahmen unseres Studiums „Kultur, Digitalisierung, Metropole“ an der HafenCity Universität Hamburg im Seminar „Graben, wo wir stehen – Gedenken, Stadt und Selbstverwaltung“.
Im Zuge verschiedener wissenschaftlicher Recherchen kamen wir auf die Idee, uns zu Beginn unserer Arbeit mit dem Fall Ramazan Avcı zu beschäftigen und die dazugehörige Erinnerungsarbeit zu begleiten. Dabei kamen wir unter anderem in Kontakt mit Studierenden der HFBK, die sich mit der Umgestaltung des Ramazan-Avcı-Platzes befassen. Inspiriert durch deren Herangehensweise, in welchem die Studierenden einen klaren Zusammenhang zwischen „Einzelfall“ und Struktur aufzeigen und dies auch in ihrem Erinnern deutlich machen, entschieden wir uns dafür, uns mit dem Gedenken im öffentlichen Raum als Thema zu befassen.
Unser Ziel war es, für mehr Sichtbarkeit zu sorgen und über rassistische Missstände in der Gesellschaft insbesondere im Hamburger Raum aufzuklären. St. Pauli erschien uns als geeigneter Ort, da es einerseits ein hochpolitisierter Stadtteil ist, andererseits jedoch von vielen Menschen als Party- und Kneipenviertel wahrgenommen wird.
Im Verlauf unserer Recherche stießen wir auf die Website rechtegewalt-hamburg.de. Nach einem aufschlussreichen Interview mit dem Historiker Knud Andresen war uns klar, dass wir die dort vorhandenen Strukturen gerne aufgreifen wollten. Die wissenschaftlich fundierten Aufarbeitungen der dargestellten Fälle bieten eine besonders niedrigschwellige und zugängliche Informationsquelle.
Die Kernidee des Spaziergangs bestand darin, die Sichtbarkeit der lokal verorteten Tatorte mit der digitalen Aufarbeitung der Website zu verknüpfen. Deshalb entschieden wir uns dazu, die Links zu den Fällen in Form von QR-Codes auf Papier mitzuführen und vor Ort zugänglich zu machen. Durch die räumliche
Nähe der ausgewählten Tatorte sollte die Struktur rechter Gewalt verdeutlicht werden. Innerhalb von 1,5 Stunden (18:00–19:30 Uhr) besuchten wir acht verschiedene Tatorte. Wir starteten am Arrivati-Park und gingen über die Wohlwillstraße und Talstraße bis hin zur Reeperbahn, um den Spaziergang schließlich am „Semra-Ertan-Platz“ zu beenden. Dort ließen wir gemeinsam unsere Eindrücke Revue passieren und hielten eine Schweigeminute ab.
Wir hoffen, dass wir einen Beitrag zur Sichtbarmachung von strukturellem Rassismus leisten und das öffentliche Bewusstsein für solche Taten sowie deren Gedenken schärfen konnten.
Solveigh, Aaron, Emil
Teilnehmer*innen beim Stadtrundgang Personen bei einem Stadtrundgang in St. Pauli. Person mit einem Blatt mit QR-Code während des Rundgangs. Der QR-Code führt zur Webseite rechtegewalt-hamburg.de