Das Forschungsprojekt „Hamburg rechtsaußen“

Wie war die extreme Rechte nach 1945 in Hamburg präsent? Welche Taten sind dokumentiert? Wie haben ihre Akteure den städtischen Raum für ihre Zwecke genutzt? Welche Unterschiede sind zum ländlichen Raum festzustellen? Welche Netzwerke sind dokumentiert? Und wie haben andere gesellschaftliche Gruppen darauf reagiert?
Diese Fragen werden noch bis Ende 2025 im Projekt „Hamburg rechtsaußen. Rechtsextreme Gewalt- und Aktionsformen in, mit und gegen städtische Gesellschaft. 1945 bis Anfang der 2000er Jahre“ (HAMREA) erforscht. Für das Projekt sind Kerstin Thieler und Daniel Gerster in Zusammenarbeit mit Knud Andresen und Thomas Großbölting an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) zuständig.
Die Stiftung Hamburger Gedenkstätte und Lernorte zur Erinnerung and die Opfer der NS-Verbrechen und die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg unterstützen ihre Arbeit.

Wichtige Fragen mit Gegenwartsbezug

Kerstin Thieler und Daniel Gerster interessieren sich dafür, wie Akteure der extremen Rechten im städtischen Raum Hamburgs nach 1945 präsent waren. Sie fragen danach, welche Taten sie verübten und wie sie sich vernetzten - aber auch, wie die Hamburger Stadtgesellschaft darauf reagiert hat. Dabei zeigen sich Kontinuitäten ebenso wie Brüche. Kontinuitäten werden in der Ablehnung des demokratischen Staats und der pluralen Gesellschaft sichtbar sowie in rassistischer und antisemitischer Diskriminierung. Brüche zeigen sich dagegen in der Art und Weise, wie sich die extreme Rechte organisierte, und in der Wahl ihrer Mittel. Tätliche Gewalt und Angriffe gehörten seit spätestens Anfang der 1980er Jahre zum alltäglichen Repertoire. Migrant:innen und Anhänger:innen v.a. des linken politischen Spektrums haben das schmerzhaft erfahren, sich aber auch immer wieder zur Wehr gesetzt.

Mit HAMREA trägt die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg dazu bei, das Denken und Handeln der extremen Rechten in der Geschichte der Bundesrepublik zu erforschen. Ansätze dazu gibt es momentan zahlreiche in der deutschen Zeitgeschichtsschreibung, die diesem Aspekt bis vor kurz kaum Beachtung geschenkt hat. Die Forschung von HAMREA trägt damit dazu bei, die lange kolportierte „Erfolgsgeschichte“, wo nach die bundesdeutsche Gesellschaft nach 1945 immer liberaler und demokratischer geworden ist, kritisch zu hinterfragen.

Zugang zu Forschungsergebnissen

Um die Forschungsergebnisse von HAMREA (und auch der Ausstellung „Rechte Gewalt in Hamburg von 1945 bis heute“) bereits vor Projektende möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, ist auch diese Webseite Teil des Projekts.

Mehr Informationen gibt es HIER.

Vier Personen stehen in einem alten Treppenhaus und schauen in die Kamera, die drei Männer tragen Jackets, die Frau eine Strickjacke. Foto: Fabian Hammerl
Mitarbeitende des Projekt „Hamburg Rechtsaußen“: Knud Andresen, Kerstin Thieler, Daniel Gerster und Thomas Großbölting.